In der Baumkontrollrichtlinie ist sie nicht unbedingt gefordert, aber die Vitalität ist ein wichtiger Parameter, um den Baum vollständig zu beurteilen. Roloff hat nach meiner Einschätzung eine sehr gute Methode entwickelt, die beginnend mit der Vitalitätsstufe 0 (Explorationsphase) über VS 1 (Degenerationsphase), VS 2 (Stagnationsphase) bis zur VS 3 (Resignationsphase) die Vitalität von Bäumen beschreibt. Ich empfehle die Literatur BAUMKRONEN [1], mit deren Hilfe die Vitalität recht sicher, einfach und gattungsspezifisch festgelegt werden kann.
Im Katasterprogramm treeSPOT ist es vorgesehen, bei der Kontrolle eine Aussage zur Vitalität abzugeben. In der Praxis zeigt sich m.E., dass diese Angabe von VS 0 bis VS 3 ausreichend ist, eine vorzeitige Alterung etc. zu dokumentieren.
Die Besonderheiten von Stadtbäumen und leider auch baumpflegerische Fehler wie Kappungen führten nun dazu, dass Roloff diese Vitalitätsstufen neu hinterfragt hat [2]. Die danach eingefügten Zwischenschritte überzeugten mich ebenso, wie die Zusatzstufen. So kann die Exploration nach einer Kappung keinesfalls mit VS 0 beschrieben werden und die VS K soll für diese Bäume stehen. Ebenso schließt die VS S bis 5 Jahre nach größeren Schnittmaßnahmen eine Lücke. Bei der Baumkontrolle mit treeSPOT wird bei derartigen Bäumen die Vitalität (VS K und VS S) schlicht weggelassen. In gutachterlichen Stellungnahmen, Gutachten und anderen eingehenden Baumbewertungen nutze ich beide Vorschläge konsequent und kann beste Erfahrungen verzeichnen.
Die vom Baumalter losgelöste Betrachtung der Vitalität ist natürlich wenig zielführend, so dass jeder Baumkontrolleur und Baumgutachter die daraus zu schlussfolgernde Zukunftsaussicht eigenständig stellen musste. Auf den Augsburger Baumpflegetagen 2016 veröffentlicht Roloff nun ein Gesamtkonzept, welches einesteils geradlinige, nachvollziehbare Diagnosen ermöglicht und trotzdem ausreichend Spielraum für den Baumkontrolleur / Baumgutachter bereithält.
Ich möchte den treeSPOT – Nutzern und anderen Baum-Kontrolleuren empfehlen, sich mit diesen Vitalitäts - Interpretationen [3] auseinanderzusetzen und mir Einschätzungen und Erfahrungswerte mitzuteilen. Anhand dieser Rückmeldungen will ich prüfen, in wie weit treeSPOT diese neuen Ideen umsetzen soll, oder ob der zusätzliche Aufwand aus Sicht der Baukontrolleure impraktikabel ist.
Danke für Ihre Meinung an info[at] arborist-NRW.de Stichwort Vitalität
Heiner Löchteken
Verweise
[1]
A. Roloff, Baumkronen: Verständnis und praktische Bedeutung eines komplexen Naturphänomens, Stuttgart: Verlag Eugen Ulmer GmbH&Co, 2001, p. 164.
[2]
A. Roloff, „Jahrbuch der Baumpflege,“ in Vitalitätsbeurteilung von Stadtbäumen anhand der Kronenstruktur - Aktuelle Erfahrungen und Konsequenzen, Braunschweig, 2015.
[3]
A. Roloff, „Jahrbuch der Baumpflege,“ in Wann ist ein Baum ein Baum? Wie verläuft der Alterungsprozess und was sind die Folgen für die Vitalitäts-Interprätation?, Braunschweig, 2016.
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