Die Rot-Buche ist Baum des Jahres 2022

Die Rot-Buche ist wahrscheinlich der Ur-Baum, den Mitteleuropäer zuerst nennen, wenn nach einem typischen Waldbaum gefragt wird. Völlig zurecht, denn das natürliche Verbreitungsgebiet der Buche reicht vom Norden Spaniens bis zum Schwarzen Meer und von der Südspitze Schwedens bis nach Sizilien. In dieser gigantischen Fläche wäre die Buche an allen Standorten humiden Klimas bis Höhengrenzen von 900 bis 1.500 m die potenziell dominierende Baumart. 

Jahrzehntelang kann eine junge Buche im tiefen Schatten des dichten Kronendaches ausharren, um sofort eine sich auftuende Lücke zu schließen, wenn ein Altbaum fällt. Andere Baumarten, sogar die meisten anderen Pflanzen haben nur eine Chance, wenn die Standortbedingungen weniger optimal sind und in den Randzonen der Buchenwälder.

Die Buche ist DER dominante Waldbaum

Große zusammenhängende Wälder mit anderen Leitbaumarten können nur durch menschliches Zutun entstehen und entsprechend – so ein Argument– sind in Mitteleuropa nur Buchenwälder ‚echte‘ Urwälder. Die in den Medien omnipräsenten Probleme durch absterbende Fichten sind also menschengemacht? Im Prinzip ja, dennoch sollte man vorsichtig sein, kurzerhand die Forstwirtschaft als Kern des Übels zu verteufeln. 

Zumal der ‚perfekte‘ Buchen-Hallenwald als Ziel eher artenarm ist, da die Buche kaum andere Baum- und Pflanzenarten zulässt. Mit dem Wissen, dass sich die Zeit nicht zurückdrehen lässt, sollte das Ziel eher sein, eindimensionale Altersklassenbestände von z.B. Fichten oder Douglasien aufzubrechen und den Wald als Laub-Mischwald zu bewirtschaften. Entgegen der Darstellung eines bekannten Autors ist dieser Umbau aber seit etlichen Jahren im Gange. 

Wer erwartet, dass nun in wenigen Jahren nur noch vertikal und horizontal durchmischte Laub-Mischwälder in Deutschland vorherrschen, vergisst, dass Bäume bis zur Ernte zig Jahrzehnte wachsen, und ein Großteil der forstlich genutzten Wälder sind in Laienhand und hier ist Überzeugungsarbeit statt Besserwisserei gefragt. 

Gedanken zur Forstwirtschaft

Es ist einfach, vom Sofa nach einer Natur-Doku zu fordern, wer aber selbst einen Privatwald bewirtschaftet, MUSS sich auch mit der (notwendigen) Rendite seines Grundstückes beschäftigen. Es gibt zwar Förderungen für einen Waldumbau, danach sind Eigentümer aber wieder auf sich gestellt.
 

Ein paar Gedanken:

Einzäunen darf man im Wald nur ausnahmsweise Bereiche aus forstfachlichen Gründen, wenn dies mit der Behörde abgestimmt wird.
 

Die Waldeigentümerin oder der Waldeigentümer hat nichts davon, ...

...dass jeder zur Erholung den Wald betreten darf.

...dass Vereine und Unternehmen Sportangebote im Wald anbieten. Für MTB und Pferdesport legen viele Waldeigentümer Bereiche fest, da ansonsten einfach wild gefahren und geritten wird. Entschädigungen für die Nutzung wird nur in seltenen Fällen gezahlt.

...dass man Pilze und Beeren sammeln kann. Diese anschließend zu verkaufen ist zwar verboten, aber nicht überprüfbar.

...dass Regionen von Premium-Wanderwegen durch Wälder profitieren.

...dass urbane Regionen durch das Kleinklima der Wälder profitieren.

...dass Regenwasser vor allem durch Wälder zu kostenpflichtigen Ware ‚Grundwasser‘ wird. Dagegen werden Umlagen für Gewässerunterhaltung i.d.R. über die Grundstücksflächen fällig.
 

Für die Verkehrssicherheit von Waldbäumen entlang von Straßen, Wegen und Bebauung muss der Eigentümer sorgen. Wehe, der am Wald parkende Porsche Cayenne hat einen Blechschaden durch herunterfallendes Totholz! Erstmal muss sich der Eigentümer mit einer Klage auseinandersetzen (berechtigt oder unberechtigt ist nicht die Frage, denn bereits eine Klage bedeutet stets einen hohen Aufwand).

 

Wälder bieten enorme Ökosystemleistungen (=Nutzen für uns alle). Wald-Eigentümer mit allen Pflichten und Kostenaufwendungen können NUR durch den Holzverkauf Rendite erzielen. Tut man das, fällt nicht selten das Wort Gier.

Wer über die Forstwirtschaft schimpft, muss realistische Lösungen nennen, wie Wald-Eigentümer-Pflichten anders nachzukommen sind.

Die Buche

(Fagus sylvatica Linné, 1753)

gehört zu den wirtschaftlich bedeutendsten Laubhölzern Europas und dominiert wegen ihrer einzigartigen Schattentoleranz in der Jugendphase die natürliche Waldentwicklung. In der Literatur werden die ältesten Individuen mit 900 Jahren angegeben (ELBERMEIER, et al, 2002), realistisch erreichen Buchen in Deutschland ein Alter von 300 bis 350 Jahren.
 

Der Name Rot-Buche kommt übrigens eher von dem rötlich erscheinenden Holz und nicht etwa von den Blättern, die bei der gezüchteten Parkform, den Blut-Buchen, regelmäßig zu sehen sind. Im Urbanen Raum wurde die Buche in Landschaftsgärten etwa ab Mitte bis Ende des 18. Jahrhunderts als Gestaltungselemente entdeckt. Anfang des 19. Jahrhunderts entdeckten Industrielle und Geldadel die Buche und heute kennen wir diese rd. 200-jährigen Buchen vor Villen, herrschaftlichen Stadthäusern und repräsentierenden Gebäuden.
 

Anders als im Wald finden sich Buchen im Siedlungsraum seltener. Über rd. 100 deutschlandweiten treeSPOT – Accounts liegt der Anteil gerade mal bei 3,4%, obwohl viele Kunden den Profi nur wegen der einen Buche konsultieren.
 

Gleich, ob Arboristen heute eine 300-jährige Buche in einem Landschaftspark oder eine 150-jährige vor dem ehemaligen Steiger-Haus betreuen. Diese raumfüllenden Bäume auf schwierigen Standorten neigen sich dem Ende ihrer natürlichen Lebenszeit zu und es lohnt sich immer, noch ein paar Jahrzehnte – vielleicht auch mehr – herauszukitzeln. Wen man für die Begutachtung und Beratung zurate zieht, sollte aufgrund des enormen monetären Wert solcher Bäume gut überlegt sein.

Baum des Jahres

Baum des Jahres

...Link für die kleinen und großen Baumfreunde!

Baum des Jahres 2022: Die Buche

Arborix

...die offiziellen Seiten der Baum des Jahres - Dr. Silvius Wodarz Stiftung

 

Baum des Jahres 2023: Die Moorbirke 

Baum des Jahres 2021: Der Ilex

Baum des Jahres 2020: Die Robinie

Baum des Jahres 2019: Die Flatter-Ulme

Baum des Jahres 2018: Die Ess-Kastanie

Baum des Jahres 2017: die Fichte

Baum des Jahres 2016: Die Winterlinde

Baum des Jahres 2015: der Feldahorn