In der Namensgebung...

...fängt die erste Unsicherheit an. Der vollständige deutsche Name `Gewöhnliche Fichte´ ist lang und wird eher selten verwendet. Deshalb werde ich hier einfach `Fichte´ schreiben, wenn ich die `Rottanne´ meine.  – Hoppla!

Der Brotbaum der Nation war nie ein Modeobjekt

Grundsätzlich kann man die gesamte Gattung Fichte heute nicht gerade als Mode-Baum bezeichnen. In den Gärten und Parks sind andere Fichtenarten wesentlich häufiger. Als schnellwachsenden Grundstückseinfriedungen finden sich heute vor allen Omorika-Fichten und führen nicht selten zu Nachbarschaftsstreitigkeiten. Die Rottanne ist hier eher unauffälliger. Manchmal steht ein Exemplar in einem Park. 


Sehr viel häufiger finden sich Zwergformen auf Friedhöfen und in Gärten als urige Gerüstbildner. Die Sorten P. abies `Inversa´,  `Echiniformis´ oder  `Maxwellii´ will ich aber nicht mehr als Bäume bezeichnen.

Gewöhnliche Fichte

Picea abies (L.) KARST. (auch bot. nicht ganz korrekt als Rottanne oder Europäische Fichte).

Familie: Pinaceae (Kieferngewächse)
 

Die Fichte ist ein 30-50 m hoher Nadel-Baum mit großer ökologischer Amplitude und wächst auf frischen bis nassen, basenreichen bis stark sauren, modrig-torfigen, steinigen und sandigen Lehm- und Tonböden. Der in Nord-, Mittel- und Osteuropa beheimatete Nadelbaum erträgt winterkalte Klimalagen in kühl-humiden Zonen und ist nahezu bis an die Baumgrenze forstwirtschaftlich nutzbar. Die Fichte wächst dort, wo der Mensch sie hinpflanzt und hat die Wiederbewaldung in der Holznot vor zwei bis drei Jahrhunderten erst ermöglicht. An Standorten, an denen Föhren, Birken, Eichen oder sogar Buchen auch wachsen, konnten sich bei zurückhaltender Forstwirtschaft daraus über die Jahrhunderte typische Mischkulturen entwickelt. 
 

Insbesondere in Bergbau-Regionen wurde die Verfügbarkeit des Grubenholzes (sehr oft Fichte) zum direkten Leistungsfaktor für den Strebvortrieb und damit für das Bruttosozialprodukt einer ganzen Region. Es darf daneben nicht vergessen werden, dass Holz in den vergangenen Jahrhunderten der Baustoff Nr. 1 war. Auch Steinbauten konnten ohne Holz als Schal-, Stütz- und Gerüstbaustoff nicht realisiert werden. 
 

Der schnelle Wuchs des hochwertigen, gut bearbeitbaren, widerstandsfähigen und wegen des Harzes relativ dauerhaften Holzes führt zur großen Nachfrage. Fichtenkulturen versprachen hohe Renditen und manche Länder schmunzelten noch vor hundert Jahren über deutsche Waldbauern, die aus Mischwäldern deutlich geringere Erträge erwirtschaften. Hier steckte die Keimzelle eines Grundproblems. Diese Euphorie wurde erst mit auftretenden Schädlingen gebremst, die ganze Fichten-Wälder zerstörten. Erst spät kamen Erkenntnisse der Versauerung des Bodens hinzu und heute wird der hohe Schaden durch Sturmereignisse thematisiert. Der Brotbaum mutierte zum Monokultur-Prügelknaben. 
 

Die Rottanne kommt als einzige Fichtenart in Deutschland natürlich oberhalb von rd. 1.000 m vor. Wenn die moderne Forstwirtschaft die heute eingeschlagenen Strategien in den nächsten Jahrzehnten konsequent umsetzt, sehe ich eine gute Perspektive für die Fichte.

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